Pfingstbrunch der Juso HSG & Brief an das Präsidium
Das Pfingstbrunchen der Juso HSG Hannover hat Weichen für die künftige Arbeit gestellt und durch lockere Atmosphäre, Brötchen, Kuchen und Waffeln auch das soziale Miteinander nicht zu kurz kommen lassen.
Neben dem Brunchen wurden viele Themen angesprochen und diskutiert, dazu gehörten die Punkte: Entwicklungen in der deutschen Burschenschaft, Anträge für die nächsten StuRa Sitzungen, die Vorbereitungen für das Sommerfest, sowie Diskussionen über Infrastruktur und Qualität von Lehre und Studium an unserer Universität. Der ungekürzte Brief an das Präsidium, der das Resultat einer umfassenden Analyse des 50 seitigen Berichts über die Qualität von Studium und Lehre ist, die durch unsere aktiven Mitglieder vorgenommen wurde, ist nun hier einsehbar:
Sehr geehrte Damen und Herren des Präsidiums, mit großem Interesse verfolgen wir die qualitätsverbessernden Maßnahmen und die Eigenevaluation der Universität. Wir begrüßen ausdrücklich die Ziele ein Maximum an Transparenz und Qualität zu bieten, haben allerdings nach der Lektüre des diesjährigen „Bericht über qualitätsverbessernde Maßnahmen in Studium und Lehre 2010/2011“ noch folgende offene Fragen und Thesen, über deren Beantwortung und Stellungnahme wir uns sehr freuen würden. Teil 1: Zu den Evaluationsmethoden (LVB) der Universität, die gemäß dem niedersächsischen Hochschulgesetz stattfinden gibt es zu bemerken, dass diese rein analog in den Veranstaltungen selber durchgeführt und ausgefüllt werden, weshalb ein Teil der Studierenden wegfällt und damit auch die Beweggründe warum diese Veranstaltung nicht besucht wurde. Daraus entsteht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Verzerrung der Bewertung. (in Bezug auf Seite 8) Auf Seite 9 ihres diesjährigen Berichts heißt es, dass diese Universität groß genug sei viele Studiengänge in der Akkreditierung zu haben. Hierbei stellt sich für uns jedoch die Frage warum dann, wenn Evaluationsmöglichkeiten zur Genüge vorhanden sind, Studiengänge nicht grundsätzlich freier gestaltet werden können und viele erst nach einem starren Korsett in Semester 5 und 6 etwas mehr Wahlfreiheit haben. Andere Universitäten ermöglichen zum Beispiel im Bereich Wirtschaftsingenieur B.Sc. die Wahl Elektrotechnik, Maschinenbau, Bauingenieur. Eine Anpassung an diese Schemata würde keine zusätzlichen Mittel benötigen, da Veranstaltungen bereits existieren und sich die Flexibilisierung, sofern sie in mehreren Studiengängen durchgeführt wird, umverteilt.Dort wo, vor allem im technischen Bereich, Wahlfreiheit existiert, bezieht sie sich lediglich auf Bereiche die fast bedeutungslos sind. Wir glauben jedoch, dass der Erfolg von Studierenden maßgeblich von einer individualisierten Ausbildung abhängt und so ein flexibles Studium Studierenden, Universität (wegen der Reputation) und späteren Arbeitgebern (wegen wirklichen Fachkräften mit Eigenverantwortung) einen Mehrwert bietet. Die Ergebnisse der Umfrage stimmen uns sehr bedenklich.Zum einen ist die Anzahl der Rückmeldungen mit 43% gering, wenn man bedenkt, dass alle diese Personen ca. 5 Jahre an der Lehranstalt verbracht haben und dann bei der Mehrheit die Identifikation nicht einmal hoch genug ist einen Evaluationsbogen auszufüllen. Zum Anderen sind die Rückgemeldeten Daten größtenteils eher schlecht. Egal ob Vertiefungsmöglichkeiten, Forschungsbezug, Aktualität der vermittelten Methoden oder didaktische Qualität der Lehre kein Wert erreicht über 50% Zustimmung. Für uns bestätigt sich damit die These, dass es dringend nötig wird, wie oben genannt, PO’s zu flexibilisieren. Eine Möglichkeit um eine größere Nähe zur Forschung zu gewinnen wäre in Fachnahen Hiwijobs zusätzlich Creditpoints zu geben. Auch der Fakt, dass vor allem kleine Studiengänge die Qualität ihres Studiums (sehr) gut bewerten bestätigt, dass individuelle Gestaltung des Studiums und persönliche Ansprechpartner ein Muss sind. Resultierend daraus sehen wir einen großen Optimierungsbedarf in vor allem großen Studiengängen. Auf Seite 14 setzt sich das bisher wenig positive Bild leider fort. Der Punkt der am besten abschneidet istmit weitem Abstand „Kontakt zu Mitstudierenden“. Dass gerade ist jedoch ein Punkt auf den die Universität (fast) keinen Einfluss hat. Nur Infrastruktur wie Bibliothek und W-Lan im Unibereich kommen weiterhin über diese 50% Zustimmungsmarke. Aus den weiteren Punkten ergeben sich für uns folgende offensichtliche Handlungsdefizite. Um die Klausuren näher an die Realität zu bringen und nicht nur binnen eines kurzen Zeitrahmens alles im Semester erworbene Wissen stumpf runter zu spulen muss es vor allem in großen technischen Studiengängen, wie auch im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich frühzeitiger Hausarbeiten geben, bei denen viel eher als bei einer Klausur Problembewusstsein deutlichund zielführendesArbeiten notwendig wird. Für die Studierenden bedeutet eine Hausarbeit mehr keinen großen Aufwand, doch der Erfahrungsgewinn hingegen ist deutlich höher als bei einer Klausur.Der Universität muss diese Möglichkeit am Herzen liegen und selbst wenn sie zusätzliche Mittel beansprucht durchgeführt werden. Im Punkt der Studienberatung müssen generell Angebote besser kommuniziert werden. Mentor/Mentee Möglichkeiten wie im Bereich Informatik sollten flächendeckend ermöglicht werden und die entstandenen Hiwijobs bei mangelnder Nachfrage für Organisation in der Fakultät verwendet werden. Um Fachkommunikation auf Englisch zu steigern, was sich als größter Negativausreißer in der Bewertung darstellt,sollten Schlüsselkompetenzmodule ein höheres Gewicht bekommen. (s.u.) 84% der Studierenden wählen nach Abschluss ihres (meist Bachelor-)Studiums an unserer Universität den Schritt weiter zu studieren. Für uns verdeutlicht das ein weiteres mal, dass der Master der eigentliche Regelabschluss ist und jedeR AbsolventIn der Zugang offen stehen muss und dementsprechend kein NC das Studium beschränken darf. Denn: Wer allgemein befähigt wurde in einem bestimmten Jobprofil zu Arbeiten muss auch die Möglichkeit haben sich in diesem Bereich fortzubilden! Als Fazit des 1.Punkts erschließt sichfür uns, dass Schlüsselkompetenzen und wissenschaftliches Arbeiten bisher leider nur durch massives Engagement neben dem Studium aufgebaut werden können. Grundsätzlich gibt es dank einer Vielzahl studentisch organisierter Vereine und Verbände, sowie dem ZEL und ZfSK durchaus die Wege, aber die Einbindung ins Studium fehlt leider bei den meisten Studiengängen vollkommen. Gerade Schlüsselkompetenzen und Hiwijobs müssen, gerade in Anbetracht ihres hohen Zeitaufwands, mit Leistungspunkten bedacht werden. Der 2. Teil „Zentrale Angebote für Lehre, Lernen und Studentisches“ zeigt neben bisher existierenden, vielseitigen Möglichkeiten leider auch zu wenig Visionen auf. E-Learning ist mit StudIP grundsätzlich gut. Gerade, dass hier in einem inklusiven Konzept Gedacht wird und mit dem Feedbackforum ein Weg besteht stetig Verbesserungsvorschläge einzubeziehen sorgt auch für eine unkomplizierte Art und Weise der studentischen Einflussnahme, die auch auf andere Bereiche abfärben sollte. Ein Punkt aber wäre sinnvoll zu beachten: Es sollten tatsächlich alle Studiengänge und Fächer das System nutzen und Datenschutz muss gewährleistet sein. Generell zum Datenschutz sollte an den Fakultäten noch einmal deutlich werden, dass die Matrikelnummer nicht nur für Organisationszwecke ist, sondern auch dafür sorgen soll, dass anonymisiert eine Notenausgabe bzw. eine Klausurkorrektur möglich ist. Viele Fachbereiche verstoßen massiv dagegen und verstoßen damit auch gegen ihre Pflicht zum Datenschutz. Die Juso HSG steht für ein Studium in Eigenverantwortung. Wir sind der Überzeugung, dass jedeR selbst die Verantwortung haben muss ob er eine Veranstaltung besucht oder nicht. Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet nicht rein den einen vorgefestigten Pfad zu gehen, sonder soll den Weg präferieren auf dem man am besten das Ziel erreicht. Gerade unter diesem Gesichtspunkt lehnen wir eine Anwesenheitspflicht, egal in welchem Studiengang ab. Die Möglichkeiten der Streams werden zwar ausgebaut, allerdings bei weitem nicht massiv genug. Vor allem bei dem jetzt anstehenden Doppeljahrgang kann der Stream ein zentrales Instrument des Studiums sein. Außerdem kann er gut dazu beitragen Erklärungen noch einmal zu vertiefen oder zu verstehen, falls etwas zu schnell ging. Trotz allem gibt es auch hier Kritik. Die Bildungsaufgabe alle Studierenden potentiell zu erreichen ist eine zentrale universitäre Aufgabe, weshalb die Kosten weder durch Studiengebühren gedeckt, noch den Studierenden zur Last fallen dürfen. Desweiteren glauben wir, dass ein Unabhängiges System, zum Beispiel unieigen entwickelt, ähnlich einfach und realisierbar wäre – daher lehnen wir Exklusivverträge mit Apple und Co ab. Die unkomplizierte Anrechenbarkeit von Leistungen aus dem Ausland muss eigentlich schon jetzt funktionieren. Dementsprechend alarmierend ist für uns dass die Einrichtung einer AG vonnöten ist. Für uns steht außer Frage, dass hier unkompliziert und schnell gehandelt werden muss. Noten müssen 1:1 anerkannt werden! Studierende, die den Standort beziehungsweise sogar das Land wechseln , sollten ohne viele Hürden ihr Studium in der neuen Umgebung fortsetzen können. Ihnen dort noch Steine in den Weg zu legen darf nicht passieren und bedarf dringender Besserung. Außerdem würde die von uns geforderte Flexibilisierung der Prüfungsordnungen ohnehin dazu beitragen, dass der Übergang an die Universität erleichtert wird, weshalb einige der Punkte dieser AG obsolet würden. Im Bereich des dritten Teils „dezentrale Maßnahmen“ werden wir im Einzelnen, wo Bedarf besteht, uns an die Fakultäten wenden. Für alle Fachbereiche gilt aber: Es gibt nicht nur die Verbessurngsbedürfnisse in Punkto Auslandsaufenthalt und Studienplatzwechsel wie es durch diesen Bericht suggeriert wird. Daher meinen wir, unter anderem dass die gängige Praxis einiger Studiengänge, dass z.T. nur 2 Versuche pro Klausur möglich sind abstrus ist. Wir fordern zum einen, dass pro Klausur mindestens 3 Versuche möglich sind plus zusätzlicher mündlicher Ergänzungsprüfung. Nur 2 Versuche zu haben bedeutet unseres Erachtens nach, dass in der 2. Prüfung nicht das fachliche rein abgeprüft, sondern extrem hoher psychologischer Druck aufgebaut wird. Zur flexibilisierung der Studiengänge und besseren Abstimmung auf Studierendeninteressen sollte ermöglicht werden, dass die Studierenden den Zeitpunkt ihrer Prüfung selbst wählen, keine Zwangsanmeldung erfolgt und Abwesenheit nicht als (Fehl-)Versuch gilt. Zudem sollte es zum Ende der vorlesungsfreien Zeit einen weiteren Prüfungszeitraum (in den gleichen Prüfungen wie zu Beginn) geben. Als Beispiel könnte der Bereich Bauingenieur gelten. Teilzeitstudienmodelle müssen in allen Bereichen angeboten werden. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel ist es kontraproduktiv das Potential, vor allem von Studentinnen und werdenden Eltern, zu verschenken. Wir hoffen, dass sie zu den genannten Punkten Stellung beziehen und würden uns freuen gemeinsam für eine bessere Universität zu arbeiten. Mit freundlichen Grüßen Die Juso Hochschulgruppe Hannover
Auf die Antwort sind wir sehr gespannt und werden diese selbstverständlich über die Homepage publizieren.